Die Hundebox - ein Must Have in der Hundehaltung?

Schon seit einiger Zeit beobachte ich eine Entwicklung in der Hundehaltung, die mir etwas Sorgen bereitet. In Foren, in Facebookgruppen, auf Hundeplätzen, in Tierfachgeschäften liest und hört man davon: Ein Hund braucht eine Box.

Doch was hat es damit auf sich? Wofür braucht man solch eine Box und ist sie überhaupt notwendig im Zusammenleben mit unseren Hunden?

 

Nun, vllt sollte man zunächst einmal über den ursprünglichen Zweck einer solchen Box nachdenken. Dieser liegt darin, einen Hund (oder ein anderes Tier) sicher von A nach B zu transportieren. Sei es nun mit dem Auto oder dem Flugzeug. Vorgesehen ist ein Aufenthalt nur so kurz oder lang wie eben nötig. Das Tier soll sich in der Box bequem hinstellen und hinlegen können, großen Bewegungsfreiraum hat es aber nicht.

[Jona als Welpe tiefenentspannt in ihrer Box neben dem Bett]
[Jona als Welpe tiefenentspannt in ihrer Box neben dem Bett]

Mit der Zeit wurden diese Boxen etwas zweckentfremdet. Daran ist zunächst einmal gar nichts auszusetzen. Eine Box bietet durchaus auch neben ihrer eigentlichen Funktion viele Vorteile. Durch ihre höhlenartige Beschaffenheit kann sie eine wunderbare Rückzugsmöglichkeit für den Hund bieten, z.B. während eines Seminars, eines Turniers oder in anderen turbulenteren Situationen. Wenn der Hund daran gewöhnt ist, kann er dort gut zur Ruhe kommen und ist zumindest ein wenig gegen äußere Einflüsse geschützt. Gerade ängstlichen Hunden kann die Box Sicherheit bieten und Hunden, die Probleme haben selbstständig zu entspannen, dient sie als Ruhezone. Viele Hunde nutzen die Box von ganz alleine und ziehen sich gerne dorthin zurück. Auch in der Welpenaufzucht kann eine solche Box hilfreich sein. Wenn der Welpe nachts in einer Box neben dem Bett schläft, ist es für den Halter einfacher zu merken, wann der Hund sich lösen muss und der Welpe lernt Ruhezeiten einzuhalten.

 

Allerdings fällt mir vermehrt auf, dass einige Hundehalter diese Boxen immer öfter auch im Alltag Zuhause einsetzen und die Hunde teilweise einen sehr langen Zeitraum in ihrer Box verbringen müssen. Im Internet schreiben manche Hundehalter ganz selbstverständlich, dass ihre Hunde den Tag alleine im Kennel verbringen müssen, während sie zur Arbeit gehen.

 

Die Gründe dafür sind unterschiedlich und ich habe den Eindruck, die Hundebox mutiert zur Wunderwaffe, zum Mittel der Wahl egal um welches Problem es sich auch handelt. Dein Hund kann nicht alleine bleiben? Pack ihn in die Box! Dein Hund kommt nicht zur Ruhe? Pack ihn in die Box! Dein Hund springt Besuch an? Pack ihn in die Box! Schön einfach, aber keine Lösung für das eigentliche Problem und erst recht nicht für den Hund.

Manche Hunde werden zusätzlich auch noch nachts in eine Box gesperrt, schließlich ist diese doch der Rückzugsort des Hundes, was gibt es daran schon auszusetzen? Für manche ist es völlig selbstverständlich, dass der Hund somit bis zu 2/3 des Tages in dieser Kiste verbringt. Und da stellt sich mir ernsthaft die Frage, ob diese Menschen überhaupt noch mitbekommen was sie da eigentlich tun.

 

Vor einigen Jahren machte ein Youtube Video mit dem Titel "Käfigkatze“ die Runde. Dieses Video zeigt eine Katze in einem Kaninchenkäfig, welcher eingerichtet ist mit Katzenklo und Napf. Die Besitzerin erzählt völlig begeistert, dass dies total praktisch sei, das Tier so nichts kaputt machen könne und es für die Katze ja kein Problem sei darin gehalten zu werden, schließlich sei sie von klein an daran gewöhnt und bekäme ja Auslauf. Tierquälerei? Das werden die allermeisten wohl hoffentlich mit einem klaren "ja" beantworten. Dieses Video macht auf die heute noch immer häufig praktizierte tierschutzwidrige Haltung von Kaninchen in kleinen Käfigen in Kinderzimmern aufmerksam. So, nun stellen wir uns zum Vergleich nochmal das Platzverhältnis für den Hund in einer Box vor.

Ein anderer Vergleich: Früher war es üblich Hunde im Zwinger zu halten. Heute für viele ein absolutes Unding, nicht vorstellbar das Familienmitglied, den Partner Hund einfach dort einzusperren, selbst für kurze Dauer. Aber in eine Box schon? Die zudem auch noch um ein vielfaches kleiner ist als ein Zwinger.

 

Ich bin kein Boxengegner, nutzte und nutze sie selbst ab und an für meine Hunde. Allerdings möchte ich mich für einen vernünftigen und dosierten Gebrauch einsetzen. Wie bereits erwähnt, kann eine Box ein tolles Hilfsmittel bei der Aufzucht und Erziehung eines Hundes darstellen und viele Hunde lieben ihre Box. Ein Hilfsmittel sollte aber immer nur für einen gewissen Zeitraum zum Einsatz kommen und keine Dauerlösung darstellen.

 

Wie sieht eine sinnvolle Nutzung der Box aus?

Meiner Meinung nach, sollte man die Box nur ausschließlich dann nutzen, wenn es nicht anders geht und so oft wie möglich ohne sie trainieren. Mir ist es wichtig, mich im Training und Alltag nicht von so einem Ding abhängig zu machen.

Konkret bedeutet das: ein Hund sollte lernen,

  • sich sowohl innerhalb wie auch außerhalb der Box überall entspannen zu können.
  • entspannt alleine Zuhause zu bleiben, wenn man nicht da ist.
  • ruhig im Auto zu warten.
  • im Restaurant entspannt unter dem Tisch zu liegen.
  • Bei Besuch nicht durchzudrehen.
  • Frust zu ertragen.

Ich hoffe, dass dieser Trend im Hundetraining nicht mehr allzu lange andauert und die Menschen wieder ein besseres Bauchgefühl im Umgang mit ihren Hunden erlangen. Hundetraining und -erziehung sind oft anstrengend und verlangen durchaus viel Geduld und Konsequenz. Schnelle Lösungen gibt es nur selten und eine Box ist eben nicht die Lösung für alles.

 

© Jennifer Nilsson (11/2018)